Die Wallfahrtsstadt Werl ist seit Jahrhunderten von der Marienwallfahrt geprägt und trägt diese Bedeutung auch sichtbar nach außen. Die Stadt hat 2014 die Bezeichnung „Wallfahrtsstadt“ als offizielle Zusatzbezeichnung zum Stadtnamen beschlossen.
Die Wallfahrt begann am 2. November 1661 und wurde zuerst vom Orden der Kapuziner betreut. Im Jahr 1661 wurde das im 12. Jahrhundert geschaffene Gnadenbild (Trösterin der Betrübten) feierlich von Soest nach Werl übertragen. Die Weihe der ersten Wallfahrts- und Klosterkirche ist für 1669 belegt. 1849 traten die Franziskaner die Nachfolge der Kapuziner an und betreuten die Wallfahrt bis 2019. Ab diesem Zeitpunkt wird die Wallfahrt von einem Pastoralteam des Erzbistums Paderborn weitergeführt.
Die Franziskaner haben lange Zeit das Stadtbild geprägt und mitgestaltet. Daher soll dieser wichtige Abschnitt der Stadtgeschichte öffentlich zugänglich aufgearbeitet und an besonderen Orten präsentiert werden. Die Idee entstand, einen kleinen Pilgerweg durch Werl zu schaffen, der besondere Orte der Stadt mit dem Gebet des Heiligen Franziskus, dem Sonnengesang verbindet.
Die Franziskaner hatten in Werl viele Aufgaben:
- Wallfahrten organisieren
Die Franziskaner haben Jahr für Jahr Pilgergruppen mit ihren unterschiedlichen Anliegen begrüßt. Hier sind besonders die großen Wallfahrten der Portugiesen, Schlesier und Ermländer zu nennen, aber auch ganz neue Wallfahrten, wie die Motorradwallfahrt oder die Wallfahrten der Kindertageseinrichtungen.
Wesentlich und für die Wallfahrerinnen und Wallfahrer spürbar ist die Schaffung einer Willkommenskultur und einer Atmosphäre der Gastfreundschaft, in der sich alle nach Werl Kommenden angenommen und aufgehoben fühlen.
- Seelsorge in Werl und den umliegenden Dorfgemeinden
Neben der vorgenannten Wallfahrtsseelsorge waren die Franziskaner in der Vergangenheit dauerhaft zur Feier der Gottesdienste an den Sonn- und Festtagen in den Dörfern Budberg, Holtum, Niederbergstraße und Schlückingen sowie im Krankenhaus und im Ursulinenkloster tätig.
- Leitung der Provinz
Im Franziskanerkloster Werl war lange auch die Leitung der Sächsischen Franziskanerprovinz angesiedelt, die inzwischen durch Fusion in die Deutsche Provinz der Franziskaner KdöR mit Sitz in München übergegangen ist. Dadurch bestanden Kontakte in die Weltkirche und zur Generalleitung des Ordens in Rom.
Verbunden mit der Provinzleitung war in Werl lange die Ausbildung junger Franziskaner, insbesondere in der wissenschaftlichen Ausbildung.
Durch das so genannte Kommissariat des Heiligen Landes wurden Pilgerfahrten nach Israel organisiert und der Kontakt zum Staat Israel gepflegt.
- Leitung eines ehem. großen Bildungs- und Exerzitienhauses (heute Haus Rosengarten)
Das ehem. Exerzitienhaus der Franziskaner ist bedeutend für die Geschichte der Menschen der Wallfahrtsstadt Werl und im Erzbistum Paderborn, weil es weite Teile der katholischen Bevölkerung geprägt hat. Das Objekt ist als erstes eigenständiges Exerzitienhaus in Deutschland errichtet worden. 1908 wurde das Haus von den Franziskanern erworben und im Laufe der Jahre erweitert und modernisiert.
Nach der Zerstörung der Bistumsstadt Paderborn diente es in der frühen Nachkriegszeit auch als wichtiger Versammlungsort der Erzdiözese. So fand hier 1948 die wichtige Diözesansynode statt, die Aufgaben und Strukturen der Nachkriegszeit beriet und regelte. 2005/06 wurde das Exerzitienhaus in eine Wohnanlage für betreutes Wohnen umgewandelt.
- Eigene Druckerei und Verlag
Durch die ordenseigene Franziskusdruckerei veröffentlichten die Franziskaner in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts zahlreiche wissenschaftliche und spirituelle Schriften. Auch nach Änderung des Namens in Dietrich-Coelde-Verlag blieben diese Aufgabe und Zielrichtung weiterhin erhalten.
- Forum der Völker
Das Museum zur Völkerkunde, dass mit seinen Kunstschätzen über Werl hinaus bekannt ist.